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„In guter Verfassung? – Das Problem des Verfassungsschutzes ist der Verfassungsschutz“

Der Kreisverband von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Leipzig und der Arbeitskreis ‚Demokratie und Zivilcourage‘ bedauern den Abbruch der Veranstaltung zum Thema Verfassungsschutz in Leipzig am 04.12.2012. und fordern die Beendigung der Ausstellung im Neuen Rathaus.

„Die Ausstellung im Neuen Rathaus zum Thema ‚Verfassungsschutz‘ ist inhaltlich schlecht und in Teilen sogar falsch. Bereits aus diesem Grund sollte sie schnellstmöglich entfernt werden“, so Jürgen Kasek, Vorstandssprecher des Kreisverbandes.
Weder wird die Rolle des Verfassungsschutzes kritisch aufgearbeitet noch spielt das Versagen der Behörde im Fall der NSU eine Rolle. Zusammenhänge zwischen Rassismus in der Mitte der Gesellschaft und dem Entstehen menschenfeindlicher Einstellungen werden nicht abgebildet. Die Ausstellung greift selektiv einzelne Punkte heraus und stellt diese in einen wahllosen Kontext. Dabei werden Rechts- und Linksextreme weiterhin gleichgesetzt, was angesichts der mehr als 185 Toten auf Grund rechter Gewalt reiner Zynismus ist.
„Wer so undifferenziert arbeitet, ist nicht in der Lage diese Verfassung zu schützen, sondern wird zur Bedrohung dieser Verfassung.“, so Kasek

„Wir halten das Modell eines Geheimdienstes, der nicht nur für die Abwehr konkreter Gefahren wie Terrorismus zuständig ist, sondern darüber hinaus abstrakt „Bestrebungen gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung“ erfassen soll, für überholt.“, stellt Carolin Waegner vom Arbeitskreis ‚Demokratie und Zivilcourage‘ klar.

Das Versagen der Verfassungsschutzbehörden im Fall NSU hat gezeigt, dass diese Aufgabe mit deren gegenwärtiger Struktur nicht erfüllt werden kann. Zu sehr ist die Arbeit der Verfassungsschutz-Behörden von politischer Einflussnahme gekennzeichnet und zu wenig von objektivierbaren Maßstäben in der Beobachtung möglicher demokratiefeindlicher Erscheinungen. In der politischen Realität kommt dem Verfassungsschutz die Deutungshoheit über demokratisch und undemokratisch handelnde und denkende Personen zu. Dies führt keineswegs zu einer angemessenen Problemwahrnehmung, öffnet Willkür Tür und Tor und widerspricht unseren demokratischen Ansprüchen.

„Die Neuausrichtung des Verfassungsschutzes verbunden mit der Reflexion des jahreslangen Versagens gilt es zu diskutieren und zu überlegen, wie unsere Verfassung wirksam, etwa durch ein unabhängiges Forschungsinstitut, geschützt werden kann.“, so Waegner. Solchen Fragestellungen hätte sich die Veranstaltung widmen sollen. Dabei wäre es am vergangenen Dienstag besser gewesen, den Präsidenten des Landesamtes argumentativ zu stellen und nicht durch die Störungen den Abbruch zu provozieren.
„Dass von Seiten des Verfassungsschutzes keinerlei Problembewusstsein besteht, zeigt die Dreistigkeit, nach eigenem massiven Versagen, zum Thema ‚Bildungsarbeit‘ Stellung zu beziehen.“, stellt Waegner klar.

BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN fordern daher die Beendigung Ausstellung. Ferner treten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen für eine Abschaffung des Landesamtes für Verfassungsschutz ein und befürworten stattdessen eine unabhängige Forschungsstelle, die sich wissenschaftlich fundiert mit antidemokratischen Einstellungen auseinandersetzt.

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ACTA ad Acta! Für ein freies Netz – Grüne laden zum Treffen über ACTA-Abkommen ein

Der Arbeitskreis “Demokratie und Zivilcourage“ von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Leipzig lädt zusammen mit Vertretern der grünen Landesarbeitsgemeinschaft Netzpolitik am Mittwoch, den 07.03.2012 um 19 Uhr zu einem ACTA-Treffen, in die grüne Geschäftsstelle, Hohe Straße 58, ein. Bei dem Treffen soll die ACTA-Problematik sowie das weitere Vorgehen gegen die Gefahr des Meinungsfreiheit-Verlustes durch die Zementierung eines übertriebenen Urheberrechtsschutzes durch das ACTA-Abkommen diskutiert werden.

Gegen das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA protestierten in den letzten Wochen allein in Leipzig tausende von Menschen und traten entschieden gegen Intransparenz und für Meinungsfreiheit auf.

„Da Deutschland die Ratifizierung des Abkommens nicht abgelehnt, sondern nur vorläufig ausgesetzt hat, sind weitere Proteste gegen das Abkommen dringend geboten“; sagt Jens Reichmann, Leiter der grünen LAG Netzpolitik.

Kritisiert wird neben der undemokratischen Aushandlung des ACTA-Abkommens die Kriminalisierung von Nutzern wegen vergleichsweise geringer Vergehen – wie Verstößen gegen das strenge Urheberrecht – im Internet. „In einem demokratischen System ist es nicht hinnehmbar, dass solch entscheidende und einschneidende Abkommen wie ACTA fernab der Öffentlichkeit entschieden und ausgehandelt werden“, fügt Reichmann hinzu.

Auch nach zwei weltweiten Aktionstagen bei denen tausende Menschen ihren Unmut kundgetan haben, sei das ACTA-Problem nicht erledigt. Die Gefahr neuer Abkommen, die in freiheitlichen Rechte eingreifen, stelle eine Bedrohung für ein freies Internet dar.

„Die Empörung über das Zustandekommen des Abkommens ist groß und viele Menschen wollen sich weiterhin in diese Thematik einmischen. Da ein demokratischer Staat von Einmischung und Beteiligung der Menschen lebt, möchten wir allen Interessierten und Demonstrierenden die Möglichkeit geben, sich weiterhin mit dieser Thematik auseinanderzusetzen.“ so Jens Reichmann abschließend.

 

Interessierte sind herzlich eingeladen!

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