Anlässlich des 1000jährigen Stadtjubiläums fordern BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eine kritische Debatte über die künftige Entwicklung der Stadt. Christin Melcher, Vorstandssprecherin von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Leipzig: „Leipzig kann auf eine reiche und wechselhafte Geschichte zurückblicken, aber die letzten 1.000 Jahre waren nicht nur eine Erfolgsgeschichte. Das einseitige Stadtmarketing zum Jubiläum lässt die notwendige Reflektion über problematische Entwicklungen weitgehend außen vor. Obwohl von einem Fest für alle Bürgerinnen und Bürger die Rede ist, wird die kritische Bürgergesellschaft ausgeladen.“ Dass Leipzig eine der ärmsten Städte Deutschlands mit hoher Kinderarmut ist und sich viele Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen befinden, spiele beim Stadtjubiläum keine Rolle.
Laut Melcher steht die Stadtverwaltung weitgehend ohne Konzepte da, um auf das Einwohnerwachstum zu reagieren. „So erfreulich die gestiegene Attraktivität Leipzigs auch ist: Wenn eine Stadt wächst, hat das nicht nur positive Auswirkungen. Wir müssen verantwortungsvoll mit den vor uns liegenden Herausforderungen umgehen. Mieten schnellen in die Höhe, Wohnraum wird knapper, gleichzeitig schwinden die Freiräume für Kreative. Wir haben enormen Nachholbedarf im Kita- und Schulausbau, wir brauchen eine zukunftsfähige Verkehrspolitik. Wenn die Bevölkerung innerhalb weniger Jahre um mehr als 10 Prozent wächst, müssen auch Verwaltung und Infrastruktur angepasst werden.“
Nach der Selbstinszenierung und Imagepolierung im Rahmen des Stadtjubiläums brauche Leipzig eine kritische und offene Debatte, um Antworten auf die dringenden Fragen einer wachsenden Stadt zu finden: „Begriffe wie ‚Boom-Town‘ oder ‚Hypezig‘ eignen sich gut, um das positive Image der Stadt weiter zu prägen. Wenn nicht gehandelt wird, droht auf die Party jedoch bald der Kater zu folgen. Statt sich zu feiern und tatenlos über das Wachstum zu freuen, muss die Stadt endlich die damit einhergehenden Herausforderungen angehen“, so Melcher abschließend.