Kulturausschussmitglied der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Bert Sander (WVL) zum vorliegenden Kulturentwicklungsplan der Stadt Leipzig:

Aktuell liegen zwei Kulturentwicklungspläne dem Stadtrat zur Verabschiedung vor, Pläne auf die wir seit langem nicht nur gewartet, sondern auf deren Veröffentlichung wir auch mehrfach gedrungen haben. Endlich liegen sie nunmehr dem Stadtrat vor. Was aber steht darin geschrieben? Nichts, zumindest wenig Greifbares –die dargebotenen Kulturentwicklungspläne stellen letztlich nichts weiter als eine Aneinanderreihung von Postulaten, Proklamationen, eine Ansammlung von "Gutem Willen" dar –kurz, ein einziges Wolkenkuckucksheim. Konkretes, d. h. belastbare Aussagen über die Bedingungen der Möglichkeit von Entwicklung oder, besser ausgedrückt, über den Erhalt bestimmter Einrichtungen, sucht man vergebens. Ein Beispiel: Formulierungen im Kulturentwicklungsplan, wie etwa die zum Rahmenprogramm des Naturkundemuseum, klingen angesichts der aktuellen Zustände im Naturkundemuseum wie Hohn: "Führungen zur Dauerausstellung" oder "Führungen zu Sonderausstellungen" oder "Programme für Behinderte" etc. Bekanntlich wurden gerade die oberen Etagen des Museums für den Publikumsverkehr geschlossen. Ein publikumswirksamer Ausstellungsbetrieb ist so über die nächsten Jahre hinweg also nicht mehr möglich. Bezüglich der Fragen, die den zahlreichen Leipziger Bürgern auf den Nägeln brennen, wie etwa der zur zukünftigen Finanzierung oder der zu einem eventuellen Neubau für das Museum, lässt sich der besagte Plan allein auf Ankündigungen ein: "… dem Stadtrat bis zum IV. Quartal 2012 (sic.) einen Masterplan vorzulegen, der eine Option für den künftigen Standort, die inhaltliche Ausrichtung und die Finanzierung enthält."

Gut, es handelt sich bei Kulturentwicklungsplänen nur um sogenannte Rahmenprogramme, das bedeutet doch aber nicht, dass Rahmenprogramme sich durch Substanzlosigkeit auszeichnen sollten. Eine einfache, bloße "Fortschreibung" des Rahmenprogramms von 2008 ist nicht nur schlicht, sondern, gerade in Anbetracht der aktuellen Probleme, unangemessen. Ein Kulturentwicklungsplan sollte sich jedenfalls nicht darin üben, das Negative, heißt, die sich tatsächlich anbahnenden Probleme, möglichst positiv bzw. optimistisch auszudrücken.

Kurzum, die aktuellen Kulturentwicklungspläne verpassen die Chance, gegenüber den Leipziger Bürgern notwendige Aufklärung über die tatsächlichen Zustände zu leisten.

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